Es geht immer um das Miteinander!
Es geht immer um das Miteinander!
Im Advent finden in der Volksschule Lavant weihnachtliche Rituale statt, die die Kinder genießen und lieben.
Ein kalter Wind treibt den Schnee vom Ederplan in der Morgendämmerung herunter ins Dorf. Aufgeregt laufen die Kinder zu den Fenstern des Klassenzimmers und schauen gebannt den dicken Schneeflocken beim Fallen zu. Wir machen das Licht aus, die Kinder werden still, ganz still: die Magie des ersten Schneefalls.
Später, in der großen Pause, geht’s in den Schulgarten, wo gemeinsam gebaut, geschaufelt, gerutscht und vor Begeisterung geschrien wird. Und je nach Intensität und freier Wahl kann diese Pause eine Stunde dauern oder gewisse Schneeprojekte werden am Nachmittag, nach Verabredung, oder am nächsten Tag vor Schulbeginn weiterentwickelt. Es geht immer um das Miteinander, um gemeinsames Erleben. Wir versuchen in dieser Zeit vor Weihnachten das sinnliche, gemeinschaftliche Erleben der Welt um uns herum in den Mittelpunkt zu stellen.
Seit einem Monat fällt kein Sonnenlicht mehr ins Dorf. “Die Sonne hat sich hinter den Bergen versteckt”, meinen die Kinder, von denen einige schon eine halbe Stunde vor Schulbeginn, mit von der Kälte geröteten Wangen, in die Schule kommen. Und es beginnt ein neues Zeitmaß im Dorf, das sich am Verschwinden und Wiederkommen der Sonne orientiert.
Seit Beginn des Advents treffen wir uns am Morgen im Kreis, um den von den Kindern selbst gestalteten Adventkranz, lesen uns gegenseitig vor, singen miteinander, öffnen die verschiedensten Adventkalender, damit auch jedes Kind öfters an die Reihe kommt, ziehen Krafttierkarten, Wichteln freiwillig wöchentlich und formulieren einen guten Gedanken, den wir später auf dem Lavanter Kirchbichl aufhängen. Von vielen Kirchbichlgeher:innen erhalten wir für unsere Kirchberggedanken und unsere Gedankenflyer immer wieder nette Rückmeldungen.
Der Glanz des Lichtes erfährt auf der Schattseite eine andere, intensivere Bedeutung. Barbarazweige stehen am Adventtisch, der Nikolaus war auch schon da und die Kinder haben ihre Krampussachen in die Schule mitgenommen. Täglich verstecke ich in unserem großen Adventsack eine Überraschung für unsere Schulgemeinschaft. Für unsere Auftritte bei der Seniorenfeier des Dorfes und beim Adventmarkt in der Stadt wird fleißig geprobt.
Eingebettet in den Elementen des Winters und dem fahlen arktischem Licht der Schattseite stapfen wir durch den nahegelegenen Winterwald zur großen Futterkrippe, die wir mit Hilfe der Jäger mit Heu und Kastanien befüllen. Und dann beginnt die Suche nach ausgestopften Wildtieren, die wir im Wald versteckt haben. Kinder genießen und lieben Rituale und fordern sie auch ein, falls sie vergessen werden.
Ende November, gab es den ersten Raureif, der ein erstes weißes Kleid auf die Felder und Wälder zauberte, von denen das Dorf umrahmt ist und an dessen Rändern jetzt im Kältenebel Rehe äsen und ein Mäusebussard kreist. Mit den ersten Minusgraden kommen die Kinder “gut eingepackt” in die Schule und beginnen mit ihren Eisexperimenten beim Brunnen vor dem Schulhaus mit Kübeln und Flaschen. Das Leuchten der Kinder: wie Sterne am Nachthimmel.
Eine ältere Person des Dorfes laden wir ein, um uns von früher zu erzählen oder vorzulesen und anschließend dürfen wir im Schafstall des nahegelegenen Bauern den herrlichen Duft der Schafwolle riechen und die Schafe streicheln. Jedes einzelne Kind ist ein wichtiger Teil unserer Schulgemeinschaft und kann sich in einem Klima des gegenseitigen Respekts, einer kindgerechten Fehlerkultur und positiven Kommunikation, entfalten und einbringen.
Seit Corona veranstalten wir unseren Adventbasar in der Schule nicht mehr, stattdessen gibt es vor der Schule ein Standl mit allerlei Adventlichem, wo alle Dorfbewohner:innen einkaufen können. Der Erlös kommt unseren 2 Patenkindern in Uganda zu Gute. Die Luft ist glashell, durchsichtig und eröffnet neue Ausblicke.
Die Rorate feiern wir in der Morgendämmerung in der kleinen Kapelle im Widum und schon bald organisieren die Kinder der 4. Stufe die Schulweihnachtsfeier für unsere Schule. In der letzten Schulwoche gehen wir dafür mit dem Dorfförster in den Wald um fachgerecht einen Christbaum zu suchen, den die Kinder der 4. Stufe zur Schule tragen und schmücken, um das Schulweihnachtsfest geheimnisvoll gestalten zu können.
Schule auch als ein Ort des Beheimatet-Seins.
Schattseite
Fahles Licht,
gefrorenes Wasser in den Trögen,
fette Eiskristalle an den Zweigen,
in der Labe riecht es nach Speck und Keksen,
die Schweine sind geschlachtet,
die Hühner legen keine Eier mehr.